- Verordnungen für Wolfsburger Naturschutzgebiete unzureichend
- Bund für die Rettung der Streuobstwiese Alt Wolfsburg
- Niedersächsische Landesforsten wüten im Naturschutzgebiet Barnstorfer Wald gegen Wildkatze und Feuersalamander
- Grün kaputt
- Rechtswidriger Ausbau der Wege im Drömling
- Naturexperiment Blumenwiese statt Rasen
Verordnungen für Wolfsburger Naturschutzgebiete unzureichend

Derzeit werden die Verordnungen für drei Wolfsburger Naturschutzgebiete überarbeitet. Anlass zur Neufassungen der Verordnungen ist das EU-Recht, das in den Natura 2000 Gebieten erheblich strengere Anforderungen an den Schutz von Tiere und Pflanzen und deren Lebensräume stellt, als das bisher in unseren Schutzgebieten Drömling und Barnbruch der Fall ist. Im EU-Recht genießt der Schutz der bedrohten Arten und Lebensräume höchste Priorität vor allen anderen Interessen.
Die von der Verwaltung vorgelegten Entwürfe für die Wolfsburger Schutzgebiete erfüllen bei Weitem nicht die Schutzziele des EU-Rechts. In unseren Stellungnahmen gehen wir detailliert darauf ein. Die Stellungnahmen stehen zum Download als PDF zur Verfügung:
Stellungnahme NSG-Barnbruch Wiesen
Stellungnahme NSG-Barnbruch Wald
Stellungnahme NSG Hohnstedter Holz
Die Entwürfe der Gebietsverordnungen stehen auf der Homepage der Stadt Wolfsburg zum Download bereit.
Unsere Einwände richten sich in der Hauptsache gegen die großzügigen Freistellungen gegenüber der Forst und Jagd:
Nach unserer Auffassung können Landwirtschaft, Forst und Jagd auch in Schutzgebieten betrieben werden. Sie müssen jedoch auf die Anforderungen zum Schutz bedrohter Arten und Lebensraumtypen abgestimmt sein. Bei der gegenwärtigen Fassung der Verordnungen sehen wir diesen Anspruch bei Weitem nicht erfüllt. Bei der großzügigen Freistellung zur Forstwirtschaft liegt nach unserer Auffassung sogar ein Verstoß gegen das EU-Recht vor, weil damit der Beseitigung seltener und geschützter Lebensraumtypen selbst in Schutzgebieten Tür und Tor geöffnet wird.
BUND für die Rettung der Streuobstwiese Alt Wolfsburg

Der BUND Wolfsburg setzt sich für die Erhaltung eines wertvollen Lebensraumes im historischen Ortskern Alt Wolfsburgs ein. An der nördlichen Kurve des Löwenfeldweges befindet sich eine gepflegte Streuobstwiese, die als Allmendefläche Teil des historischen Alt-Wolfsburg ist. Die Wiese und die Bäume bieten Insekten und Vögeln Lebensraum und Nahrung, sie ist für die Artenvielfalt von hohem Nutzen. Diese Streuobstwiese und alle weiteren in Wolfsburg werden von der Stadt gepflegt und in gutem Zustand gehalten. Unter hohem Aufwand ist diese naturnahe Fläche in der Vergangenheit erhalten worden. Jetzt soll sie zerstört werden.
Nach gegenwärtigen Planungen soll die Streuobstwiese versiegelten Parkplätzen weichen. Sie seien für den Ausbau des Hotels Alter Wolf notwendig. Aus unserer Sicht ist das nicht notwendig. Im Umkreis sind schon eine große Zahl von Parkplätzen vorhanden. Außerdem gibt es andere Möglichkeiten um Parkplätze zu schaffen, bei denen die Nachteile für die Natur gering gehalten werden können. Der BUND hat dies im Bauausschuss im November vorgeschlagen und sich gegen die Vernichtung der Streuobstwiese ausgesprochen. Die lokale Presse hat darüber berichtet.
Niedersächsische Landesforsten wüten im Naturschutzgebiet Barnstorfer Wald gegen Wildkatze und Feuersalamander

Das rigorose Vorgehen der Niedersächsischen Landesforsten im Naturschutzgebiet (NSG) Barnstorfer Wald ist von Ignoranz kaum zu überbieten:
Nach dem extrem trockenen Sommer 2018 war die Verbreitung des Borkenkäfers klar abzusehen. Aber anstatt sofort die Nadelbäume schnell herauszuholen, haben sie im Barnstorfer Wald ab August eine riesige Holzernte mit Harvestern betrieben: Zuerst wurden alle 20m 4m breite Schneisen (Rückegassen) geschlagen, dann wurde von dort aus, ebenfalls mit dem Harvester, ganz viel Laubholz (überwiegend Schwachholz und mittlere Bäume) geholt. Im Spätwinter (auch da wäre auch noch viel Zeit für die Entfernung der Nadelhölzer gewesen) kam dann ein extra Arbeitsgang, bei dem alte, dicke Eichen und Buchen gefällt wurden. Dabei hatte es doch ausdrücklich geheißen, dass im neu geschaffenen Naturschutzgebiet Barnstorfer Wald eben kein wirtschaftlicher Gewinn erzielt werden müsse. Also warum wurde dann zu diesem Zeitpunkt unbedingt das (auch ökologisch) wertvolle Laubholz "geerntet"? Kein Wunder, dass jetzt, nach der für das Laubholz verschwendeten Zeit, auf einmal die Zeit knapp wurde, an das sogenannte Käferholz zu gehen. Solche offensichtliche Fehlplanung als Begründung des Harvester-Einsatzes während der Brut- und Setzzeit heranzuziehen, macht uns zornig!
Ein Arbeiter, der von uns auf die Wildkatzenproblematik angesprochen wurde, sagte, er wisse nichts davon, dass es sich hier um ein Naturschutzgebiet handele. Von „Schulung der Mitarbeiter“ und "großer Sorgfalt in sensiblen Bereichen“ kann also überhaupt keine Rede sein.
Die Niedersächsischen Landesforsten sind von uns auf die Salamander-Population in diesem Gebiet hingewiesen worden und es gab Vereinbarungen zwischen BUND und Niedersächsischen Landesforsten, die den Einsatz von schwerem Gerät in einem bestimmten Umkreis des Feuersalamander Gebietes ausgeschlossen hatten. Wer aber hält sich daran? Wie viele Salamander werden wohl zerquetscht worden sein? Was zählen Vereinbarungen überhaupt noch?
Für uns stellt sich grundsätzlich die Frage, was Naturschutzgebiete überhaupt noch wert sind, wenn selbst auf extrem seltene Arten wie die Wildkatze und schützenswerte wie Feuersalamander keine Rücksicht mehr genommen werden muss. Die mühsame Arbeit all jener, die sich in Wolfsburg für den Schutz von Natur und Umwelt einsetzen, der Umweltverbände, der Foren der Agenda 21 und vieler Privatpersonen wird mit Füßen getreten durch so viel Verantwortungslosigkeit.
Im letzten Jahr die mutwillige Zerstörung einer Biberburg im Wolfsburger Drömling, für die trotz unserer Anzeige niemand zur Rechenschaft gezogen wurde, und die ungenehmigte Vernichtung fast aller Feld- und Wiesenwege dort, jetzt der brutale Holzeinschlag ohne Rücksicht auf Verluste durch die Niedersächsischen Landesforsten, die sich auch noch im Recht dafür fühlen – uns gelingt es nicht einmal mehr, die Natur in Wolfsburg wenigstens in den Naturschutzgebieten vor der Vernichtung zu bewahren.
Angesichts des dramatischen Artensterbens fordern wir ein Umdenken aller Verantwortlichen, auf dass sie wirklich Verantwortung für den Naturschutz übernehmen. Konkret muss klar sein, dass die Forst in Zukunft in NSG so nicht weiter wirtschaften kann.
Grün kaputt

Zaghaft tut sich etwas in Wolfsburgs Grünanlagen: Da und dort werden Blühstreifen angelegt, etwa auf dem Mittelstreifen der Kleiststraße oder am Rathaus. Deshalb ist es umso unverständlicher, dass in diesen Tagen überall wieder die Rasenmäher des Geschäftsbereichs (GB) Grün das Kommando übernommen haben und dafür sorgen, dass ja nichts Blühendes überlebt.
Ein besonders trauriges Beispiel ist die kleine Wiese stadtauswärts rechts der Braunschweiger Straße hinter der alten Eiche (siehe Bild). Hier haben wir letztes Jahr noch etwa 500 blühende Heidenelken, eine besonders geschützte Art, die als gefährdet eingestuft ist, neben anderen Blühpflanzen gefunden. Jetzt ist alles vor der Blüte ohne Not kurzgemäht, nur umgraben hätte noch mehr geschadet.
Längs der Dieselstraße ist reihenweise der ebenfalls geschützte Knöllchensteinbrech bis in die Grabenböschungen hinein abgemäht worden, auch er hatte keine Chance zu blühen und Schmetterlingen und anderen Insekten Nahrung zu liefern. Hier war es der GB Straßenbau/Straßenbetrieb, der für „Ordnung“ gesorgt hat.
Muss am Schillerteich das Grün bis ans Ufer kurzgeschoren werden? Nur die Gänse freuen sich.
Der Bericht des Weltbiodiversitätsrates (IPBES), vor kurzem in Paris vorgestellt, beschreibt eindringlich, dass über eine Million Arten von Tieren und Pflanzen vom Aussterben bedroht sind, und nennt als Hauptursache den immensen Flächenverbrauch durch den Menschen.
Stadtförster Schäfer hat es doch vorgemacht: Ohne großen Protest haben wir uns inzwischen daran gewöhnt, dass der Wolfsburger Stadtwald nicht mehr so aufgeräumt ist wie früher. Überall liegt Totholz herum, abgestorbene Bäume werden nicht mehr unbedingt entfernt. Das tut der Natur gut, ist gelebter Naturschutz und wäre ein Vorbild auch für die Pflege der städtischen Grünanlagen.
Reicht es nicht, wenn entlang der Wege mit einer Breite von maximal 1 m gemäht wird und Spiel- und Sportflächen sowie Freilaufflächen für Hunde freigehalten werden? Für die übrigen Grünflächen genügten doch zwei Mahden im Jahr, die erste nicht zu früh, damit Blühpflanzen sich aussamen können. Die dadurch eingesparte Arbeitszeit ließe sich gewiss anderweitig verwenden, z. B. für eine Schulung der Mitarbeiter des GB Grün in Sachen Naturschutz.
Wir wünschen uns, dass aus dem GB Grün ein GB „StadtNatur“ wird und alle anderen Geschäftsbereiche der Stadt davon lernen.
Gleiches gilt auch für die Wolfsburger Wohnungsbau - Gesellschaften.
Rechtswidriger Ausbau der Wege im Drömling

Der Ausbau des Wegenetzes im NSG "Wendschott und Vorsfelde" ist ein massiver Eingriff in das Naturschutzgebiet. Erlaubt ist eine Unterhaltung der Wege. Jedoch sind im September/Oktober 2018 über 8,5 km des Wegenetzes von 2,5 m Breite auf 4 m bis 4,30 m aufgeweitet und erheblich aufgeschüttet worden. Aus Sicht des BUND liegt hier ein Verstoß gegen die Naturschutzverordnung vor, wonach es gemäß §4 Abs. 3 a verboten ist, "bauliche Anlagen jeder Art zu errichten oder äußerlich wesentlich zu verändern". Dazu gehört auch das Wegenetz. Der BUND hat deshalb den Verstoß bei der Unteren Naturschutzbehörde angezeigt.

Landschaftbild erheblich beeinträchtigt
Neben dem Eingriff in den Naturhaushalt ist das Landschaftsbild erheblich beeinträchtigt. Die Wege waren ausgefahren und hatten den Charakter von Hohlwegen. Die Nebenwege hatten nur ein geringfügig höheres Niveau als die Wiesen und waren aus einiger Distanz nicht sichtbar. Jetzt ragen sie durch die konvexe Aufschüttung deutlich aus ihrer Umgebung heraus.
Biberbau zerstört
Darüber hinaus wurde ein Biberbau zerstört, indem Strauchschnitt auf dem Bau abgelagert wurde. Hierzu hat der BUND eine Strafanzeige gegen die Feldmarkinteressentenschaft gestellt.
Download Dokumentation
Hier können Sie eine detaillierte
Dokumentation herunterladen (PDF, 2.6 MB)
.Wege im Drömling

Naturexperiment Blumenwiese statt Rasen

Was passiert eigentlich, wenn man einen Rasen statt 15 nur 2 mal im Jahr mäht?
Die Auswirkungen können nach einem vierjährigen Experiment eindrucksvoll an der Brauschweiger Straße beobachtet werden.
Näheres können Sie dem Artikel aus der Wolfsburger Allgemeinen Zeitung entnehmen.
Nach diesem Experiment 2010 wird die Wiese an der Braunschweiger Straße von einer Arbeitsgruppe des BUND Wolfsburg weiter betreut. Im Vordergrund steht die Dokumentation der Pflanzenentwicklung auf dieser Fläche. Das geschieht aufgrund einer jährlichen Daueruntersuchung: auf immer den gleichen "Dauerquadraten" werden dazu alle Pflanzenarten notiert. So erhält man einen genauen Überblick über die Entwicklung der Pflanzen auf dieser Fläche.
Durch die seit 2010 weiter erfolgenden Daueruntersuchung können wir erkennen, ob Arten zurückgehen oder gar verschwinden. Auch lässt sie Rückschlüsse auf die Pflege der Fläche zu.
Nach den Ergebnissen 2010 und der daraus abgeleiteten Empfehlung der Arbeitsgruppe an die Stadt wird die Wiese auch weiterhin nur ein- bis zweimal im Jahr gemäht. Dabei ist es wichtig, dass die erste Mahd erst ab Anfang Juli erfolgt.
Die weiterhin erfolgenden Daueruntersuchungen bestätigen aktuell die Pflanzenartenvielfalt auf der Wiese an der Braunschweiger Straße. Ein typischer Vertreter ein- bis zweijähriger Mähwiesen ist die Kuckucks-Lichtnelke.